Am 20. Juni 2020 zog mein neunjähriger Sohn aus. Huch! Könnte man jetzt denken und vor dem geistigen Auge Blick-Schlagzeilen vorüberziehen lassen: »Eltern lassen Kind im Regen stehen», «Sohn (9) hatte genug von seiner Mutter» oder auch: «So entriss die Kesb den Eltern ihren Sohn (9)».
Aber das war es alles nicht.
Mein Sohn wollte zelten, und so stellten wir am 20. Juni 2020 das Zelt im Garten auf. Da steht es jetzt, eingeklemmt zwischen der Hecke zu Nachbars und dem Trampolin, das seinerseits zwischen der Hecke zum anderen Nachbarn und einem wildgewordenen Mirabellenbaum eingeklemmt ist. Die erste Nacht endete, bevor sie begonnen hatte: Zuviel Lärm draussen. Eine zweite gab es bisher nicht, weil er während der Schulzeit in seinem richtigen Bett schlafen muss.
Aber, das haben wir ihm versprochen: Das Zelt wird jetzt den ganzen Sommer in dieser Ecke stehen. Damit er jederzeit, wenn er will, im Zelt schlafen kann. Unser Zelt hat zwei Kammern mit einem Mittelgang, es ist so mittelgross. In einer Kammer hat sich der Neunjährige jetzt sein Draussen-Zimmer eingerichtet: Bücher, Licht, Wasser und ab und zu mit Besuch von Freunden.
Unser Neunjähriger liebt sein Draussen-Zimmer. Und eigentlich frage ich mich, warum wir nicht schon früher auf die Idee gekommen sind. Deshalb: Holt Eure Zelte, die im Keller vergammeln, hervor und baut sie im Garten auf. Lasst die Kinder eine Ecke einrichten und sie dort wohnen. Und mit dem richtigen Blickwinkel bekommt man sogar ein bisschen Toscana-Feeling.
(Bild: ferienzuhause)